Waldbauernvereinigung Coburger Land e.V.
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Flatter-Ulme (Ulmus laevis)

Knospen, Rinde und Blatt. Ulme vor dem BaySF-Forstbetrieb und der WBV-Geschäftsstelle in Coburg

Bäume der Gattung Ulmus sind in Europa weit verbreitet: Sie wachsen von England bis zum europäisch-asiatischen Grenzgebirge Ural und von den skandinavischen Ländern bis zum Mittelmeer- und Schwarzmeerraum. Ulmen haben eine lange Geschichte: Versteinerungen dokumentieren, dass bereits im Tertiär vor 10 Millionen Jahren Ulmen in Mitteleuropa vorkamen. Ulmen bevorzugen gemäßigte Klimate und frische, wasserbeeinflusste Standorte, weshalb sie vor allem entlang von Bächen und Flüssen und in Überschwemmungsgebieten wachsen. Sie sind typische Arten der sogenannten Hartholz-Auwälder.

Bei uns sind es vor allem die Berg- und die Feldulme, die den meisten Menschen bekannt sind und die massiv unter dem sogenannten Ulmensterben zu leiden haben: Ein aus Asien eingeschleppter Pilz, der vom Ulmensplintkäfer verbreitet wird, verstopft durch sein Wachstum die Wasserleitungsbahnen im Splintholz, was zur Unterbrechung der Wasserversorgung und damit zum Absterben der Ulmen führt. Es ist die eher unbekannte Flatterulme (Ulmus laevis), die sich bisher gegenüber dieser Bedrohung robust zeigt. Es liegt wahrscheinlich an bestimmten Stoffen in der Rinde der Flatterulme, mit denen entweder einbohrende Insekten wie der Ulmensplintkäfer abgeschreckt werden oder der Käfer diesen Baum nicht als Ulme erkennt und ihn deshalb meidet.

Die Flatterulme wurde von der Stiftung „Baum des Jahres“ zum Baum des Jahres 2019 gekürt. Damit wird der Fokus auf eine Baumart gerichtet, die in Bayern zwar heimisch, aber selten ist und als „gefährdet“ eingestuft wird. Das Problem der Flatterulme ist weniger das Ulmensterben, sondern der zunehmende Schwund ihres Lebensraums: Zahlreiche Hartholzauwälder mussten der Landwirtschaft oder dem Siedlungsbau weichen, durch die Regulierungen der Flüsse wurden diese Wälder oft vom fließenden Wasser abgeschnitten und Überschwemmungen fanden nicht mehr statt. Das bedeutete dramatische Veränderungen der Lebensbedingungen, an welche die in der Hartholzaue vorkommenden Baumarten besonders angepasst sind.

Flatterulmen erreichen ein Alter bis zu 400 Jahre, sie werden über 30 Meter hoch und können unter besonders günstigen Bedingungen auch 40 Meter Höhe erreichen. Einzeln stehend bilden sie meist weit ausladende Kronen. Die Rinde ist hell grau-braun und längsrissig. Auffällig sind die am Stamm hochziehenden Brettwurzeln, die an Mangrovenbäume oder Baumriesen des tropischen Urwalds erinnern und die Standfestigkeit verbessern, da die Wurzeln in grundwasserbeeinflussten Böden aufgrund des Sauerstoffmangels nicht besonders tief reichen. Die Flatterulme ist die einzige mitteleuropäische Baumart, die Brettwurzeln ausbilden kann.

Die Flatterulme trägt während der Vegetationszeit eine Laubkrone aus Blättern mit doppelt gesägtem Blattrand und asymmetrischem Blattgrund: Der Blattansatz ist auf der linken und rechten Seite vom Blattstiel unterschiedlich. Die Blätter sind eiweißreich und dienten deshalb im Mittelalter und bis in den Beginn der Neuzeit als Viehfutter. Die jungen Blätter und die grünen Früchte sind für den menschlichen Verzehr geeignet und lassen sich als Salat essen. Die Samen des Baumes sind kleine Nüsse, die ringsum von einem bewimperten Flügel umgeben sind. Da die Blüten und Früchte langgestielt sind und im Wind flattern, verdankt die Flatterulme diesem Umstand ihren Namen.

Das Holz der Flatterulme weist eine schöne Musterung auf, ist jedoch besonders zäh und schwer zu bearbeiten. Wegen ihrer mechanischen Holzeigenschaften wurden bereits in der Steinzeit viele Jagdbögen aus Ulmenholz hergestellt. Überall, wo Holzbauteile benötigt wurden, die starker mechanischer Belastung ausgesetzt waren, kam auch die Flatterulme zum Einsatz: Bei Holzrädern, in Glockenstühlen, Mühlen oder Sägewerken.

Es sind andere Krankheiten, die der Flatterulme zu einer Renaissance verhelfen können: Die Erlen sind vom sogenannten Erlensterben betroffen, das durch den Befall der Scheinpilzart Phytophthora alni ausgelöst wird. Und gerade werden die Eschen ebenfalls von einem aggressiven Pilz heimgesucht, der das sogenannte Eschentriebsterben verursacht. Beide Baumarten sind an grundwasserbeeinflusste Standorte angepasst. Es bietet sich waldbaulich die Flatterulme als Alternative an, wenn man das hohe Erkrankungsrisiko bei Erlen und Eschen scheut. In Zeiten des Klimawandels ist Mischung unter Beachtung standörtlicher Anpassungen der einzelnen Baumarten wichtig – die Flatterulme kann einen großen Beitrag zur Stabilität und Vitalität unserer Wälder leisten.

 

Wolfgang Weiß

Förster

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