Baum des Jahres
Baum des aktuellen Jahres:
Mehlbeere - Sorbus aria
Text von Wolfgang Weiß (Revierleiter Coburg-Rögen, AELF Coburg-Kulmbach)
Dieses Jahr wird der Fokus auf eine heimische Baumart gerichtet, die wohl nur wenige kennen. Anders als die weitverbreiteten und bekannten Baumarten wie Fichte, Eiche, Birke oder Kiefer ist die Mehlbeere ein eher seltener Baum, der auch nicht in Reinbeständen, sondern eingemischt in lichten Wäldern, in Felshängen oder an Waldrändern vorkommt. Zunehmend findet die Mehlbeere auch im Siedlungsbereich Verwendung und wird aufgrund ihrer Trockenresistenz, der schönen Wuchsform mit glatter Rinde und geschlossener Krone, der üppigen weißen Blütenbildung und dem geringen Höhenwachstum als Stadt-, Park- und Straßenbaum verwendet.
Die Echte Mehlbeere gehört zur Gattung der Mehlbeeren (Vogelbeere und Elsbeere sind eng mit ihr verwandt) und damit zur Familie der Rosengewächse. Anders, als ihr Name vermuten lässt, sind ihre Früchte keine Beeren, sondern wie Äpfel und Birnen Kernobst, wenn auch in deutlich kleinerer Ausformung und ähnlich, wie bei den Beeren, doldenähnlich zusammenstehend.
Worauf die Namensgebung dieser Baumart zurückzuführen ist, lässt sich nicht eindeutig bestimmen. Die reifen und getrockneten Früchte wurden früher in manchen Regionen dem Brotmehl zugemischt, um es zu strecken oder geschmacklich zu verändern. Die wechselständig an den Zweigen angeordneten, meist eiförmig-elliptisch bis länglich-lanzettlich ausgeformten Blätter weisen auf der Blattunterseite eine markante weißfilzige Behaarung auf. Aber auch die Triebe und Blütenknospen sind mit einem dichtem silbergrauen Haarfilz bedeckt, der nach und nach verschwindet, an den Blüten und späteren Fruchtstielen aber erhalten bleibt. Auf der schwarzgrauen Borke des Stamms sind weiße Flecken zu finden. All das kann der Mehlbeere ihren Namen gegeben haben.
Zunehmend Bedeutung gewinnt diese Baumart wohl durch den Klimawandel: Die Mehlbeere geht mit ihrer Wurzel tief in den Boden und die Symbiose mit Pilzen im Feinwurzelsystem (die sogenannte Mykorrhiza) sorgt für eine verbesserte Wasser- und Nährstoffaufnahme, was sie trockene und heiße Wetterphasen besser überstehen lässt. Als Verdunstungsschutz wirkt übrigens auch die filzige Behaarung der Blätter. Anscheinend hat die Mehlbeere, deren Hauptverbreitungsgebiet in Bayern in den Wäldern an den Alpen liegt, die vergangenen Dürre- und Trockenjahre im Frankenjura und auf der Fränkischen Platte gut überstanden, was sie waldbaulich für unsere Wälder der Zukunft interessant macht, die standortangepasst, gemischt und klimatolerant sein sollen. Wie Dirk Schmechel passend auf waldwissen.net schreibt: „Für die Holzverwertung spielt diese Baumart gegenüber anderen Laubbäumen wie Eiche, Buche, Ahorn, Esche oder Linde eine Nebenrolle. Und mit Baumhöhen von maximal 15 – 20 Metern ist die Mehlbeere vergleichsweise eher ein Zwerg – waldökologisch hingegen ist sie ein wahrer Riese! Denn insbesondere für den Waldnaturschutz und für strukturreiche Bergwälder ist die Mehlbeere in Bayern extrem wertvoll!“ Sie dient als Bienenweide, viele Insekten- und Milbenarten profitieren von der Mehlbeere und vor allem Vögel laben sich an den gelbroten bis scharlachroten Früchten.
Wenn die Mehlbeere nicht schon im Bereich des Muschelkalks im Coburger Land vorkommt, dann wäre sie vor allem da am richtigen Ort!
Liste der Bäume des Jahres
- 2024 - Mehlbeere (Sorbus aria)
- 2023 - Eberesche (Sorbus aucuparia)
- 2022 - Rot-Buche (Fagus sylvatica)
- 2021 - Stechpalme (Ilex aquifolium)
- 2020 - Robinie (Robinia pseudoacacia)
- 2019 - Flatter-Ulme (Ulmus laevis)
- 2018 - Ess-Kastanie (Castanea sativa)
- 2017 - Fichte (Picea abies)
- 2016 - Winterlinde (Tilia cordata)
- 2015 - Feldahorn (Acer campestre)
- 2014 - Traubeneiche (Quercus petraea)
- 2013 - Wildapfel (Malus sylvestris)
- 2012 - Europäische Lärche (Larix decidua)
- 2011 - Elsbeere (Sorbus torminalis)
- 2010 - Vogelkirsche (Prunus avium)
- 2009 - Bergahorn (Acer pseudoplatanus)
- 2008 - Walnuss (Juglans regia)
- 2007 - Waldkiefer (Pinus sylvestris)
- 2006 - Schwarzpappel (Populus nigra)
- 2005 - Rosskastanie (Aesculus hippocastanum)
- 2004 - Weißtanne (Abies alba)
- 2003 - Roterle (Alnus glutinosa)
- 2002 - Wacholder (Juniperus communis)
- 2001 - Esche (Fraxinus excelsior)
- 2000 - Sandbirke (Betual pendula)
- 1999 - Silberweide (Salix alba)
- 1998 -
- 1997 - Eberesche (Sorbus aucuparia)
- 1996 - Hainbuche (Carpinus betulus)
- 1995 - Spitzahorn (Acer platanoides)
- 1994 - Eibe (Taxus baccata)
- 1993 - Speierling (Sorbus domestica)
- 1992 - Bergulme (Ulmus glabra)
- 1991 - Sommerlinde (Tilia platypyllos)
- 1990 - Buche (Fagus sylvatica)
- 1989 - Stieleiche (Quercus robur)
- 1990 - Buche (Fagus sylvatica)